Viele von euch haben sicherlich schon mitbekommen, dass ich wieder zu Hause in Deutschland bin. Von meiner abenteuerlichen Rückkehr werde ich demnächst berichten, aber zunächst ein paar Eindrücke von meinen Reisen, die ich zum Glück noch in Peru machen konnte. Ich habe das Glück, schon viel gesehen zu haben, bevor die Situation sich so gewandelt hatte. Insgesamt war ich mit Unterbrechung etwa fünf Wochen auf Reisen. Zuerst durfte ich eine Freiwillige, die ich hier kennengelernt habe, und ihren Bruder, der sie aus Deutschland besuchen kam, auf ihren Reisen begleiten. Von diesen ersten zweieinhalb Wochen werde ich in diesem Text berichten. Ich werde versuchen, meine Erfahrungen so gut wie möglich in Worte zu fassen, aber natürlich kann ich nicht alles erwähnen. Ich hoffe, meine Berichte werden diesem tollen Land und seinen besonderen Menschen gerecht.

CUZCO UND MACHU PICCHU

Unsere Reise führte uns zunächst nach Cuzco, denn von dort aus starten alle Wege zu den berühmten Ruinen Machu Picchus. Um zu der alten Inka-Stadt zu gelangen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Mit dem Zug, dem Bus oder zu Fuß. Wir haben uns für die sportliche Variante entschieden und beschlossen, einen viertägigen Wanderweg – den Salkantay-Trek – zu machen. Der Salkantay ist ein 4000 Meter hoher Berg, den man am zweiten Tag des Treks erreicht. Man sollte sich vorher bewusst sein, dass dieser Wanderweg kein Zuckerschlecken ist. Durchschnittlich läuft man sieben Stunden pro Tag und teilweise gibt es eine große Steigung. Und auch den Abstieg sollte man nicht unterschätzen! Doch der Trek war eine der schönsten Erfahrungen, die ich auf meinen Reisen machen sollte. Die Natur in Peru ist unbeschreiblich. Man läuft zwischen unvorstellbar riesigen Bergen, neben reißenden Flüssen, sieht Pflanzen und Früchte, von denen man vorher noch nie gehört hat. Das einzige Problem war die Regenzeit. Natürlich wussten wir vorher, dass die peruanische Regenzeit zwischen Dezember und März ist. Aber davon wollten wir uns nicht abhalten lassen. Deshalb waren zwei unserer vier Tage sehr verregnet, nass und kalt. Eine Enttäuschung erwartete uns dann am vierten Tag unseres Treks, dem Aufstieg zum Alten Berg, was Machu Picchu übersetzt bedeutet. Als wir um halb vier Uhr morgens aufstanden, um uns auf den Weg nach oben zu machen, regnete es schon leicht und während des anstrengenden Aufstiegs wurde der Regen immer stärker. Schließlich oben angekommen mit schmerzenden Füßen – eigentlich schmerzte alles – und komplett durchnässt, sahen wir dann: nichts. Wortwörtlich nichts. Da, wo eigentlich Machu Picchu zu sehen sein sollte, sahen wir nur eine Wand aus Nebel und Regenwolken. Zunächst enttäuscht, erkundeten wir die Ruinen, aber zugegebenermaßen war die Stimmung unserer Wandergruppe ziemlich niedergeschlagen. Doch wir hatten Glück! Nach und nach öffnete sich der Himmel und bereitete uns einen wunderschönen Ausblick auf diese beeindruckende alte Inka-Stadt. Wir rätselten, wofür die Inka sie wohl erbaut hatten, denn bis heute kann keiner mit absoluter Sicherheit sagen, was der Zweck dieser Stadt in den Bergen war. Doch sei es eine Zuflucht vor den Spaniern, eine Art Tempel oder eine Universität gewesen, in allen Fällen war es sehr beeindruckend und bewegend, dieses Weltwunder besuchen zu dürfen.

NAZCA

Der Affe

Nach dem ersten Must-See Perus folgte dann auch sofort die nächste typische Sehenswürdigkeit. Nach einem weiteren Tag in Cuzco (der Muskelkater in den Waden musste auskuriert werden), ging es weiter nach Nazca. Nazca ist bekannt für seine Geoglyphen – die Nazca-Linien. Das sind riesige, bis zu 20 km lange Figuren, die von mehreren präkolumbischen Kulturen über Jahrtausende in den trockenen Wüstensand geritzt wurden. Genauso wie bei Machu Picchu kann niemand genau sagen, was ihr Nutzen war und vor allem, wie die Menschen solch künstlerische Figuren schaffen konnten, ohne sie aus der Luft zu sehen. Man geht stark davon aus, dass sie im Rahmen von Fruchtbarkeitsritualen errichtet wurden, doch das ist nur eine der vielen Theorien. Andere glauben, dass die Linien von Aliens (!) angelegt wurden, denn sie sind so gerade, dass es fast unmöglich ist, sie ohne Flugzeug – oder eben Ufo – anzulegen. Der Großteil der Forschung geht allerdings einfach von großen mathematischen Fähigkeiten der Menschen damals aus. Heute werden Rundflüge mit kleinen Flugzeugen angeboten, so dass die Geoglyphen aus der Höhe betrachtet werden können. Das ist nichts für Leute mit Flug- oder Höhenangst. Und auch mir wurde ziemlich schlecht, als der Pilot seine Runden über den Affen, den Kolibri, die Eule (auch Astronaut genannt) und die weiteren Abbildungen drehte. Wir sahen etwa zwölf Figuren, doch insgesamt gibt es auf einer Fläche von 500 Quadratkilometern über 1500 Figuren, die zwischen 800 v. Chr. und 600 nach Christus angelegt wurden.

LIMA

Nächster Stopp: Hauptstadt. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, mir Lima auf meinen Reisen anzuschauen, denn ich hatte nicht viel Gutes über die Elf-Millionen-Stadt gelesen. Mein Reiseführer beschreibt sie als voll, ihre Einwohner als abgehoben und das Wetter als niederdrückend. Und ganz unrecht hat er damit nicht. Zehn Monate lang hängt ein grauer, drückender Nebel über der Stadt, doch während der Regenzeit zieht er sich etwas zurück. So hatten wir schöne Tage in der Sonne und auch am Meer. Denn Lima liegt direkt am Pazifik. Der sogenannte Malecón ist ein steiler Abhang, der die Großstadt vom Wasser trennt. Er zieht sich über die ganze Breite Limas am Meer entlang und sorgt für einen großartigen Ausblick auf die Wellen des Pazifiks. Als TouristIn sollte man sich nur in gewissen Stadtteilen Limas aufhalten. Da wären das historische Zentrum, Barranco oder Miraflores (Der gleichnamige Stadtteil in Arequipa ist absolute Gefahrenzone für Touristen, da war ich erst einmal verunsichert). Das historische Zentrum beeindruckt mit seinen riesigen Gebäuden, die von den spanischen Eroberern errichtet wurden. Einen starken Kontrast dazu bieten die jüngeren und hipperen Viertel Barranco und Miraflores. Hier gibt es Yoga-Hostels, vegane Burritos und schöne Strände zum Entspannen oder Surfen. Ich bin sehr froh, dass es uns doch noch nach Lima gezogen hat, denn die Hauptstadt ist mit ihren vielen Museen, Restaurants und Bars ein toller Urlaubsort. Allerdings hatte ich das Gefühl, nicht mehr in Peru zu sein. Das Bild, das ich von Lima kennengelernt habe, wirkte sehr europäisch auf mich. Ich war fast schon geschockt von den guten Straßen, dem funktionierenden Verkehrssystem und den vielen Limeños, die ihre Hunde am Malecón ausführten. Das sind natürlich nur meine Eindrücke als Touristin, denn der Großteil der Limeños lebt in den Armenvierteln außerhalb der Stadt. Insgesamt fand ich Lima sehr lohnenswert und kann jedem eine Reise in die peruanische Hauptstadt ans Herz legen.

TRUJILLO

Auf der Plaza de Armas von Trujillo

Nach unserer Zeit in Lima machten wir uns auf in den Norden, nach Trujillo. Trujillo ist die Hauptstadt der Region La Libertad (die Freiheit) und zählt etwa 300.000 Einwohner. An sich hat die Stadt nicht viel mehr zu bieten als eine hübsche Plaza de Armas – so heißen die Hauptplätze jeder Stadt – und die Kathedrale. Doch in der Nähe gibt es einige interessante Ausgrabungen. Wir entschieden uns dafür, die alte Stadt Chan-Chan zu besuchen, die im 15. Jahrhundert von der Chimú-Kultur errichtet und schließlich von den Inkas erobert wurde.
Außerdem verbrachten wir noch einige Tage am nahe gelegenen Strandort Huanchaquo, genossen die Sonne und versuchten uns im Surfen, was sich aber schwieriger herausstellte als gedacht. Trujillo wirkte auf mich eher verschlafen und ruhig, was ich nach Lima sehr angenehm fand.
Hier sollte man definitiv hinkommen, wenn man gern flaniert und am Strand entspannt, dabei aber auch ein bisschen Kultur mitnehmen möchte.

CHICLAYO

Im Chaparrí-Reservat

Uns blieben noch einige Tage, bis wir wieder in Arequipa sein wollten, deshalb suchten wir uns noch einen letzten Stopp vor der Rückreise. Dabei fiel uns die Stadt Chiclayo ins Auge. Dort besuchten wir das Reservat Chaparrí, ein Trockenwald, der unter Naturschutz steht und Heimat des Brillenbärs ist. Es gibt einen umzäunten Bereich, in dem zurzeit drei Bären leben, die allein nicht in der Natur auskommen und von der Pflegerin gefüttert werden.
Außerdem entspannten wir noch ein paar weitere Tage am Strand, den man in 20 Minuten mit dem Minivan erreichen kann. Chiclayo ist nicht sehr touristisch und dementsprechend waren wir die einzigen offensichtlich erkennbaren Ausländer dort, was sich ein bisschen komisch anfühlte. Allerdings starrten die Einwohner Chiclayos nicht mehr als auch in Arequipa oder Trujillo, und an diese Blicke gewöhnt man sich schnell.

So machten wir uns nach unserer großartigen Reise durch Peru zurück in den tiefen Süden nach Arequipa, was über 24 Stunden dauerte. Sehr beeindruckt von der Vielfältigkeit des Landes und der Offenheit der Peruaner war ich aber auch wieder froh, zu Hause zu sein und mich einige Tage entspannen zu können, bis meine nächste Reise mit meiner besten Freundin aus Deutschland beginnen würde.

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