Buenos días amigos,

Es fühlt sich so an als wären wir gerade erst angekommen und trotzdem geht jetzt schon der zweite Monat in Peru vorbei. Wahnsinn. Aber dass die Zeit so schnell vergeht, soll ja bekanntlich ein gutes Zeichen sein. Und so ist es auch. In den letzten Wochen haben wir wieder super viel erlebt und wichtig Eindrücke gesammelt, von denen ich jetzt berichten werde.

Beginnen tue ich mit unserer Arbeit an der Partnerschule. Diese besuchen wir aktuell zwei Mal die Woche und geben Englischunterricht. Ich in der dritten und vierten Klasse. Nachdem wir in der ersten Stunde das englische Alphabet und die, für die Kinder fremden, englischen Laute gelernt haben, haben wir uns in den folgenden Stunden mit den Zahlen, den Farben und den Wochentagen beschäftig. Einige Kinder haben sich sogar schon am 1000er Zahlenraum versucht. In der letzten Stunde habe ich dann – auf dringenden Wunsch der Kinder – das Thema „Tiere“ behandelt, was für große Begeisterung gesorgt hat.

Englisches Alphabet von einem Schüler

Auch wenn die Lernbereitschaft der Kinder grundsätzlich vorhanden ist, tuen sich viele sehr schwer mit der englischen Sprache und den neuen Inhalten. Oft kommt es vor, dass Kinder die Wörter schon nach einer Woche wieder vergessen haben oder die richtige Aussprache einfach nicht hinbekommen. Das erfordert von mir als Lehrer viel Geduld und die ein oder anderen Nerven. Bisher habe ich es aber ganz gut hinbekommen. Der mittlere bis mäßige Lernerfolg der Kinder hängt aber wahrscheinlich auch mit den miserablen Lebensumständen der Kinder und ihren Familien zusammen. Ich habe den Eindruck, dass wenige Kinder sich  zuhause noch mit Schule beschäftigen oder gar gefördert werden, sondern im Zweifel eher für die Familien arbeiten müssen. Wir bekommen schon mit, dass einige Kinder aus sehr armen Verhältnissen stammen, was man beispielsweise an dreckigen Kleidern oder fehlenden Unterrichtsmaterialien, wie Heft und Stift, sieht. Das macht einen schon traurig. Der Großteil der Kinder macht auf mich aber dennoch einen glücklichen Eindruck und sie freuen sich immer riesig, wenn ich den Klassenraum betrete und brüllen „Good morning teacher!!!!!“.

In der Pause sind wir stets eine gute Beschäftigungsmöglichkeit für die Kinder

Ein ganz anderes Bild ergibt sich an der deutschen privaten Schule von Arequipa, an der wir aktuell drei Mal die Woche arbeiten. Hier gehen Kinder aus sehr wohlhabenden, überwiegend peruanischen Familien, auf die Schule. Sowohl die Schule selbst, als auch die Kinder sind perfekt, nahezu luxuriös ausgestattet, was natürlich im kompletten Kontrast zur Partnerschule steht. An der deutschen Schule helfen wie als unterstützende Kräfte im Deutschunterricht der Grundschule mit. Ganz besonders in den vierten Klassen, die jetzt Ende November ihre A1 Prüfung haben. Über die Schule sind Florian und Ich nun auch ins schuleigene Basketballteam gekommen. Mit diesem trainieren wir nun zweimal die Woche und hatten auch schon unser erstes Spiel.

Letztere Neuheit hat unter anderem auch dazu beigetragen, dass wir langsam einen Alltag mit wiederkehrenden Wochenereignissen entwickelt haben. Nachdem wir uns in den ersten Wochen doch noch eher wie fremde Touristen gefühlt haben, haben wir uns jetzt gut an die Lebensumstände gewöhnt, den ersten Kulturschock überwunden und einen Alltag entwickelt. Und doch ist einiges anders. Hier mal eine kleine Auflistung, von Dingen die in Deutschland anders sind und die ich auch ein wenig vermisse. Das Leitungswasser ist nicht trinkbar und muss immer gekauft oder abgekocht werden, was manchmal echt nervig ist. Das Essen ist manchmal so scharf, dass man denkt, nie wieder normal essen zu können. Der Verkehr ist unvorstellbar chaotisch und morgens und abends unerträglich. Die Luft ist aufgrund des Verkehrs oft sehr verpestet und es gibt wenig grüne Stellen in der Stadt. Auf Toiletten gibt es in der Regel kein Klopapier und man muss sich immer selber was auf Vorrat mitnehmen. Das Bussystem ist nicht zu durschauen, kostet dafür aber auch nur 25ct pro Fahrt. Das klingt jetzt zwar etwas negativ, aber eigentlich ist es nur eine Sache der Gewöhnung und kulturellen Anpassung.

Klassischer Feierabendverkehr in Arequipas Zentrum

Und es gibt genauso viele Sachen die ganz anders als in Deutschland sind, die mich aber total begeistern und die ich nach meinem Aufenthalt sehr vermissen werde. Wie zum Beispiel die Möglichkeit am Wochenende für wenig Geld ganz verschiedene Ausflüge in Arequipa und sein Umland zu machen.

Und an dieser Stelle komme ich zu unserem zweitägigen Ausflug in den Colca Canyon. Dieser startete um 2 Uhr nachts mit einer vier stündigen Busfahrt in das Colca Gebiet. Dort angekommen, gab es erstmal Frühstück bei Sonnenaufgang. Nach dem Frühstück war unser erstes Ziel der „Cruz del Cóndor“, ein Aussichtspunkt, von dem man mit ein bisschen Glück Kondore, eine der größten Vogelarten der Welt, erblicken kann. Wir hatten wohl einen guten Tag erwischt und konnten gleich drei auf einmal erblicken, was zutiefst beeindruckend war.

Von dort ging es dann noch einmal mit dem Bus weiter zum Startpunkt unserer Wanderung. Diese begannen wir mit einer traditionellen Inka-Zeremonie, bei der wir drei Coca-Blätter in der Erde vergruben, um damit unsere Naturverbundenheit auszudrücken. Innerhalb von drei Stunden meisterten wir dann den Abstieg in den tiefsten Canyon der Welt hinein. Die Blicke, die sich uns dabei offenbarten, sind nicht in Worte zu fassen. Unten angekommen gab es Mittagessen, bei dem wir das erste Mal Alpaka Fleisch probiert haben. Die Konsistenz war neu für mich, geschmacklich aber sehr gut.

Oase und Unterkunft für die Nacht

Nach kurzer Siesta, ging dann die zweite Wander-Etappe des Tages los. Der Wanderweg führte uns durchs grüne, fast schon tropisch angehauchte Canyon-Tal, in dem wir vielen, uns unbekannten Pflanzen begegneten. Unser Guide gab uns einen Crashkurs zu Pflanzen und Heilmitteln der Inka, was äußerst interessant war und einmal wieder zeigte wie unglaublich smart und fortgeschritten dieses Volk war. Ziel der Wanderung und gleichzeitig unser Domizil für die Nacht, war eine Oase ganz tief im Canyon drin.

Von dort begann am nächsten Tag bereits um 5 Uhr der drei stündige Aufstieg aus dem Canyon hinaus. Dieser war lange, steinig und anstrengend, wurde aber durch atemberaubende Blicke und die Begleitung von meinem neuen Lieblingstier, dem Muli, belohnt.

Aufstieg bei Sonnenaufgang
Stolz wie Oskar nach 3 stündigem Aufstieg

Oben angekommen, gab es dann Frühstück, was nach dem kräftezerrenden Aufstieg besonders gut geschmeckt hat. Dann stand Erholung auf dem Programm. Und was eignet sich da nicht besser, als heiße Quellen aus Vulkanstein. Diese befanden sich eine halbe Stunde mit dem Bus entfernt und waren mit 30 und 40 Grad Wassertemperatur die pure Erholung. Den Rückweg nach Arequipa nahmen wir über einen Gebirgspass der sich auf 5000m Höhe befand und auf dem wir eine kurze Rast machten. Neben der Tatsache, dass es dort oben ziemlich frisch war, merkte man dort auch das erste Mal so richtig, dass die Luft knapp wurde. Außerdem wimmelte es dort  oben nur so an Alpakas, Lamas und Vikunjas. Ziemlich erschöpft aber gleichzeitig super glücklich über das Erlebte ging es dann wieder nach Arequipa. Der ganze Trip hat übrigens – man mag es kaum glauben – umgerechnet nur 60€ gekostet.

Wir ihr seht, geht es mir und uns bestens und ich hoffe ihr konntet einen kleinen Einblick davon gewinnen, wie mein FSJ so verläuft und was wir so erleben.

Liebe Grüße aus Peru

Euer Elias

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