Es wird wieder marschiert und ein Wochenende am Meer

Ich glaube, jeder Blogeintrag bisher beinhaltet Erzählungen über Feste. Dies wird sich mit diesem Text nicht ändern, denn wieder einmal gab es Anlass zum Feiern: Der Jahrestag des Stadtteils Alto Selva Alegre, in dem die Schule liegt. Einen Tag vorher gab man mir Bescheid, dass diesen Freitag kein Unterricht stattfinden würde, stattdessen werde der Aniversario gefeiert. Auf die Frage, wie, antwortete man mir, es gebe ein „desfile“. Desfile bedeutet Parade und genauer, dass die Kinder, wie schon so oft, marschieren durften. Etwas Unvorstellbares für mich als Deutsche, und so war ich einfach nur perplex, als ich am Tag der Feier auf der großen Avenida des Stadtteils ankam. Schon in vollem Gange marschierten Mädchen und Jungen in streng geordneten Reihen im Gleichschritt, Beine und Arme gestreckt, zu ihrer jeweiligen Schulhymne, die von der vorauslaufenden Schulband gespielt wurde. Ihr Weg führte vorbei an stolzen Eltern, Lehrern und der Jury, denn das Ganze war nicht nur zum Spaß, sondern ein Wettbewerb! Die Schule aus Alto Selva Alegre, deren Schüler am disziplinierten marschieren, deren Band am besten spielt, wo eventuell sogar noch Lehrer oder Ehemalige mitlaufen, sollte siegen. Na, wer hat wohl gewonnen? Richtig: Das Colegio Beethoven mit seiner Grundschule (die weiterführende Schule durfte nicht antreten, weil sich einige Schüler schlecht benommen hatten)!

Erstaunlicherweise gab es nach dem ganzen Prunk aber keine Siegerehrung, sondern am folgenden Montag beim Morgenappell nur eine kleine Rede des Direktors. Anschließend durfte einer der Schüler stellvertretend mit der Fahne, die die Sieger bekommen, über den Schulhof stolzieren. Aber hauptsächlich geht es dabei um die Ehre, erzählte mir dann noch der Englischlehrer.

Die Banda mit dem Vulkan Misti im Hintergrund

Um noch von etwas anderem als Militärparaden zu berichten: Ich war endlich am Meer! Die Stadt Arequipa ist nur wenige Stunden von der peruanischen Küste entfernt. Man kann ganz einfach zum Busterminal Terrestre fahren und von dort einen Mini-Van oder Bus in jede Richtung nehmen. Am Freitag nach der Schule stieg ich also mit befreundeten Freiwilligen in den Mini-Van Richtung Mollendo – die nächste Stadt am Meer. Nach etwa 2,5 Stunden Fahrt, bei der man aufgrund der Geschwindigkeit und des peruanischen Fahrverhaltens besser nicht aus dem Fenster schaut, kamen wir im Dunkeln in Mollendo an. Den nächsten Tag verbrachten wir bei wunderbarem Sonnenschein an einem kleinen Strand, genossen das Wasser und die Stille, die es hier in Arequipa nicht gibt. Da momentan noch keine Ferien sind und es im Januar an der Küste erst richtig heiß wird, war es angenehm leer, was aber auch bedeutet, dass wir als einzige offensichtliche Ausländerinnen ganz schön angestarrt wurden. Aber daran gewöhnt man sich hier ohnehin schnell… Wir hatten ein schönes Wochenende, an dem wir die Vielfältigkeit Arequipas ausnutzen konnten, dem mit Bergen und Küste nur noch der Regenwald fehlt, aber dafür haben wir den Stadtteil (Alto) Selva Alegre, was übersetzt „Glücklicher Regenwald“ bedeutet – und den muss man dann auch feiern!

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