Die Peruaner lieben Feste. So hat zum Beispiel die Jungfrau Maria viele Namen, denn das bedeutet, dass es auch mehr Feiertage gibt. Und so wird im gesamten Oktober der „Señor des los Milagros“ verehrt. Zu deutsch: Der Herr der Wunder, also Jesus.

Über den ganzen Monat verteilt gibt es Prozessionen durch die Stadt. Während die Männer einen riesigen Altar mit Jesusbild schleppen, ist den Frauen ein kleinerer mit dem Abbild Marias überlassen. Begleitet von melancholischer Blasmusik zieht die Prozession durch die Straßen und legt den gesamten Verkehr des Stadtteils lahm. Die Busfahrt ins Zentrum dauerte nicht mehr 25 Minuten wie normalerweise, sondern eine Stunde!
Alles ist in violett und weiß geschmückt und am Wegrand werden Feuerwerke gezündet. Denn die lieben die Peruaner auch.
Ziel der Prozession ist der Ort, an dem der Señor einige Nächte bleiben wird. Also Jesus. Also sein Abbild. Und das nehmen die Peruaner sehr ernst! Als die Gastmutter der anderen Freiwilligen Maartje ihr erzählte, dass der Señor de los Milagros heute Nacht bei ihnen schlafen würde, sorgte das zunächst für Verwirrung. Erst als Maartje den großen Altar im Garten stehen sah, wurde ihr klar, dass es sich um diesen religiösen Brauch handelte.

Der nächste Feiertag war Allerheiligen. In meiner Gastfamilie habe ich allerdings mehr von Halloween mitbekommen. Laut eigener Aussage sind sie zwar katholisch, aber nicht fanatisch. Heißt: Auf dem Marienaltar im Treppenhaus stehen immer brennende Kerzen, aber in die Kirche gehen wäre dann doch zu viel.
Die Kinder verkleiden sich und fragen in den Malls nach Süßigkeiten, während viele Jugendliche und Erwachsene verkleidet auf Fiestas gehen. Eigentlich genauso wie bei uns.

Von Allerheiligen weiß ich nur, dass es ein besonderes Brot gibt. Es heißt Wuawua und ist Quechua (indigene Sprache Perus) für Baby. Man könnte es mit dem deutschen Weckmann oder Hefeteig vergleichen, nur, dass es ein kleines Gesicht (Carita) aus Pappmaché hat, was es aussehen lässt wie ein Kind. Der folgende Feiertag, der Día de los Muertos (Allerseelen), wird auch hier ruhig angegangen mit einem Besuch der Verstorbenen auf dem Friedhof.

Mir gefällt, wie gerne und ausgelassen die Peruaner feiern. Ob traurige oder glückliche Feiertage, jeder nimmt seine Aufgabe als Feiernder sehr ernst, schmückt, verkleidet sich, singt, tanzt oder trägt Altäre. Vor allem das Tanzen könnten wir Deutschen uns von den Peruanern abgucken, denn das gehört zu jeder Fiesta dazu!

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