Vor 35 Jahren begann unsere Partnerschaft mit dem Colegio Beethoven in Arequipa. Möglich machte dies vor allem der deutsche Comboni-Missionar Pater Josef Schmidpeter, der mir in den letzten Wochen seine Geschichte erzählt hat. Er war von 1981 bis 1989 zum ersten Mal in Peru, um dort eine Gemeinde zu leiten. Als dann im Jahr 1985 zwei deutsche Lehrerinnen vom Beethoven-Gymnasium aus Bonn zu ihm kamen, um ihm ihr Anliegen darzulegen, wusste der Pater aus dem bayerischen Bistum Eichstätt sofort, was zu tun war. Sie wollten eine Schule finden, der man helfen würde und mit der man eine langjährige Partnerschaft beginnen konnte. Und da der Stadtteil seiner Gemeinde – Alto Selva Alegre – zu diesem Zeitpunkt noch Armenviertel ohne fließendes Wasser, Strom und mit spärlich ausgestatteten Schulen war, fand sich schnell eine Schule: unser heutiges Colegio Beethoven. So kam es, sehr kurz gesagt, zu der Partnerschaft zwischen unserer deutschen und der peruanischen Beethoven-Schule, die bis heute anhält.
Doch Padre José – wie ihn alle nennen – baute noch viel größere Projekte auf. Bei seinem ersten Aufenthalt in Peru gründete er als Projekt des Kolping-Werks eine Initiative, bei der Arbeitslose wieder beschäftigt werden konnten. So wurden unter anderem eine Druckerei, Schreinerei und Bäckerei aufgebaut, wo junge Menschen Ausbildungen machen konnten und so Aussicht auf eine bessere Zukunft hatten. Und das ist nur eine der viele Möglichkeiten, die diese Initiative bot. Doch nach fast zehn Jahren in Arequipa wurde Padre José wieder zurück nach Deutschland geholt. „Ich habe wohl zu viel gemacht, was den Leuten ganz oben nicht gefiel“, sagt er schmunzelnd. Bedauerlicherweise litt das Hilfsprojekt so sehr unter der damals herrschenden peruanischen Korruption, dass es sich ohne die Führung des Paters bald auflöste.
Als Padre José dann mit 74 Jahren noch einmal nach Peru reisen wollte, stieß er zunächst auf Ablehnung und Hohn: „Während die Einen gerade nach Hause kamen, wollte ich wieder weg“, lacht er. Er hatte die Idee zu seinem größten Projekt: die Errichtung einer „sozialen Poliklinik“. Sozial, weil nur die zahlen müssen, die können, da medizinische Versorgung in Peru oft teuer und ein Privileg der Wohlhabenden ist. Tatsächlich ging es für den Padre 2011 dann ein zweites Mal nach Peru, wieder in die alte Gemeinde in Arequipa. Und sofort ging es los mit dem Projekt Poliklinik.
Gemeinsam mit alten Freunden aus Peru und finanzieller Unterstützung aus Deutschland bauten sie zunächst eine bereits bestehende Klinik aus, die sich aber schnell als zu klein herausstellte. So kaufte man neuen Grund und baute an gleich zwei Stellen: zum einen in Alto Selva Alegre und zum anderen im Zentrum Arequipas. Damit entstanden zwei der meistbesuchten Polikliniken Arequipas, genannt Espíritu Santo – Heiliger Geist.
Das Besondere war, dass der ganze Bau mit Spendengeldern realisiert wurde. Vor seinem ersten Aufenthalt in Peru war Pater Schmidpeter 13 Jahre lang Leiter eines Jungeninternats des Comboni-Ordens gewesen. Um Spenden für die Polikliniken zu sammeln, bat er ehemalige Schüler und deren Eltern um Unterstützung. So wurde es möglich, diese beiden sozialen Polikliniken 2014 fertigzustellen, die sich nun durch ihre Einnahmen selbst finanzieren.
Noch immer werden Spenden benötigt, jedoch nur, um den modernen Standard der Klinik zu erhalten. Denn dort gibt es die modernsten medizinischen Geräte des Landes, dank der vielen Helfenden aus Deutschland. Bis zu 2.000 Patienten werden hier täglich von über 100 Fachärzten behandelt.
Seit Juni letzten Jahres gibt es nun auch eine weitere Poliklinik des Espíritu Santo in der Hauptstadt Lima. Noch ist sie dort nicht sehr bekannt, doch es kommen immer mehr Menschen, die zum Beispiel durch Werbung aufmerksam werden und so von der günstigen medizinischen Versorgung profitieren können.
Padre José hat in einem damals noch sehr armen Land mit wenig angefangen und etwas geschaffen, dass so vielen Menschen hilft. Arme Menschen kommen aus dem ganzen Land in die Kliniken, besonders momentan während der Ferien. „Das Projekt der sozialen Poliklinik ist ein Zukunftswerk, das noch lange vielen Menschen helfen wird“, hofft der Padre.
Ich finde es sehr beeindruckend, was dieser Mensch schon alles geschafft hat, ganz uneigennützig und mit so viel Unterstützung, die ihm dank seiner freundlichen, gütigen Art entgegengebracht wird. Im Februar wird Padre José 84 Jahre alt, und noch immer besucht er die Klinik und ihre Mitarbeiter regelmäßig, engagiert sich in der Leitung, hält Gottesdienste und kümmert sich um die Menschen in seiner Gemeinde. Er ist ein echtes Vorbild, wie man mit Mut, Liebe und Beharrlichkeit etwas Bleibendes schaffen kann.